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Über die historische Verdrängung eines lange dominierenden Kontinents und das Leben in einer Welt, deren klimatische Veränderungen die etablierte Ordnung in Frage stellen.

Im Gespräch mit Thomas Fasbender 23.07.2023

Die Welt um uns herum verändert sich rasant wie lange nicht mehr. Doch welche Folgen dies hat, wollen viele Zeitgenossen noch immer nicht wahrhaben. Ausblicke auf ein „unheimliches Jahrhundert“, das einen wahren Epochenwechsel markiert.

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Sie bezeichnen das „unheimliche Jahrhundert“ als „Antipoden der bürgerlichen Ordnung“. Wie ist das zu verstehen?

Ein wesentliches Element bürgerlicher Ordnung ist die Stabilität der Verhältnisse. Unser Klima war in den letzten zehntausend Jahren weitgehend stabil. Darin gründet die Entfaltung der Zivilisation. Die globale Erwärmung binnen zwei, drei Jahrhunderten und das Bevölkerungswachstum in Afrika bilden dagegen Herausforderungen, denen unsere überalterten europäischen Gesellschaften nicht gewachsen sind. Das sich wandelnde Klima beeinflusst ja nicht nur, wie die Menschen künftig leben wollen, sondern auch wo. Und das führt zu Verteilungskämpfen zwischen denen, die schon länger an den begehrten Wohnorten leben, und jenen, die dort erst hinziehen wollen. An der neuen Unordnung der Welt wird die bürgerliche Ordnung zerbrechen.

Martin Luther wird das Zitat zugeschrieben: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute einen Apfelbaum pflanzen.“ Würden Sie heute noch einen Apfelbaum pflanzen, wo dieser doch durch den Klimawandel schon nach wenigen Wochen vertrocknet sein könnte?


Absolut! Ich würde allerdings versuchen, eine Sorte zu finden, die möglichst trockenheitsresistent ist. Als praktizierender Katholik gibt es für mich immer Hoffnung. Nur nicht die Hoffnung, dass irgendetwas so bleibt, wie es ist. Deshalb ist mein Buch auch kein Ausblick auf den nahenden Weltuntergang, sondern eine ungeschönte Beschreibung von ein paar unschönen Entwicklungen. Und ein Appell, uns darauf einzustellen.

Das Interview führte René Nehring

Dr. Thomas Fasbender ist Journalist und Publizist. Er schreibt unter anderem für die „Berliner Zeitung“.
Zu seinen Werken gehört „Wladimir Putin. Eine politische Biographie“ (Landt Verlag 2022).

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Quelle:

Siehe dazu auch:

Landt Verlag 2022, Fadenheftung mit Leseband, 186 Seiten, ISBN: 978-3-948075-49-1, 26 Euro

 

Es wird unheimlich. Die europäische Welt ist auf dem Rückzug.

  • An der Erdoberfläche steigt die Durchschnittstemperatur.

  • In Afrika explodiert die Bevölkerungszahl.

  • Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser ist bedroht;

  • Wanderungsbewegungen setzen ein.

 

Was immer zuverlässig um uns war, Natur, Welt, Umwelt, was vorausgesetzt und mitgedacht wurde, geht eigene Wege.

Wie reagieren wir darauf?

"Das unheimliche Jahrhundert" bedient keine dystopischen Gesichte.
Es wird helfen, wenn das Unheimliche uns entgegen tritt. Pandemie und Krieg sind nur Eingeläut.

Ja, alles wird anders. Ja, es wird unangenehm. Na und?

 

Das Unheimliche und die Angst überwinden wir nur mit Bereitschaft. Das 21. Jahrhundert ist keines für Feiglinge.

 

Wer hat den Mut zur Wahrheit:

  • gegen das Nicht-wahrhaben-Wollen,

  • gegen den Erzoptimismus der Macher?

Vielleicht leben in 300 Jahren nur noch eine halbe Milliarde Menschen auf der Welt.

 

Nur indem wir uns der Wahrheit stellen, werden wir des Unheimlichen Herr.